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Michael Forster fordert von Politik klares Bekenntnis zu den Interessen von Wirtschaft und Industrie

Die aktuelle Bestätigung dafür, dass Schaeffler bis zum Ende des ersten Quartals 2026 an der Schließung der Lineartechnik in Homburg festhält, wovon rund 200 Beschäftigte betroffen sind, sowie die zuvor aufgetauchten Meldungen, wonach sich die Robert Bosch GmbH in den kommenden Jahren in Homburg von einer größeren Zahl der bislang 3200 Beschäftigten trennen will, bereiten auch Oberbürgermeister Michael Forster große Sorgen.

Mit Blick auf Bosch sagt er: „Dass das Management derzeit die Belegschaft am Standort auf einen größeren Personalabbau einstimmt, ist ein klares Zeichen, das für die Bosch-Mitarbeiter und natürlich auch für die Kreis- und Universitätsstadt Homburg nichts Gutes bedeutet.“

Auch wenn im Gegensatz zu den Umstrukturierungsplänen bei Schaeffler bislang bei Bosch noch keine konkreten Zahlen auf dem Tisch lägen, könne die generelle Entwicklung nach Dafürhalten des Verwaltungschefs leider nicht überraschen, Wirtschaftsfachleute hätten diese als Folge falscher (wirtschafts-)politischer Entscheidungen sogar kommen sehen. Und auch die Argumentation der Bosch-Geschäftsführung sei – „wenn wir uns ehrlich machen“ (Forster) – vor diesem Hintergrund deshalb nicht von der Hand zu weisen.

Die Entscheider des Stuttgarter Konzerns argumentieren in jüngsten Medienveröffentlichungen sehr klar damit, dass wegen der angespannten Konjunktur in Deutschland die Nachfrage nach Dieselprodukten aus dem Homburger Bosch-Werk stark zurückgegangen sei. Zudem trete man auch beim Thema Wasserstoff auf der Stelle, es seien weltweit einfach nicht die Kunden zu finden, die es für einen Erfolg dieser Sparte benötige.

Für Forster ist dies ein Déjà-vu: Gerade die ernüchternde Bilanz in Sachen Wasserstoff schmerzt ihn sehr, hatte sich die Stadt Homburg auf seine Initiative hin doch seit 2020 intensiv um dieses Thema gekümmert. Hierfür hatte sich der Verwaltungschef in den vergangenen Jahren mehrfach mit den ansässigen Unternehmen, den Stadtwerken, politischen Vertretern des Landes und weiteren Fachleuten zusammengesetzt, um in Homburg eine Wasserstoff-Initiative zu gründen. Um dieses Vorgehen durch einen erfahrenen Wirtschaftsfachmann zu koordinieren, hatte die Stadt im Mai 2020 eigens einen Vertrag mit Thomas Gönner, dem früheren Werkleiter von Bosch in Homburg, abgeschlossen. Dieser hatte als fachkundiger Projektsteuerer sehr schnell ein großes Netzwerk aufgebaut.

Zu den Partnern dieser Gruppe zählte zum damaligen Zeitpunkt neben der Stadtverwaltung und den Stadtwerken Homburg an vorderster Front – Bosch. Dazu weitere namhafte Unternehmen wie Schaeffler, Michelin, Karlsberg, Moehwald, Wegner Härtetechnik, saaris und die izes gGmbH. Zu den geplanten Vorhaben der Wasserstoff-initiative Homburg gehörten neben einer Wasserstoff-Tankstelle mit „TraBAnt“ ein Transformations-Hub für Brennstoffzellensystem-Antriebe, ein Energie- und Wasserstoffmanagement im Industriegebiet Ost, die Konditionierung von Brennstoffzellen sowie ein Kompetenzzentrum Zukunft der Mobilität in Homburg.

„Leider hat uns die Politik dann, als es in die Umsetzung gehen sollte, nicht in dem gewünschten Maße unterstützt, wie dies angezeigt gewesen wäre“, blickt Forster auf fruchtlose Gespräche und leere Versprechungen und Zusagen, falsche Weichenstellungen im Land und im Bund zurück. Und leider habe auch jetzt und in den zurückliegenden Jahren die Politik mit dem Setzen falscher Schwerpunkte im Wirtschafts- und Technologiebereich ganz entscheidenden Anteil an dem Schicksal, das den Menschen nicht nur bei Bosch drohe und das gravierende Folgen für die Stadt habe.

„Da muss man sich doch nur mal die Bundes- und Europapolitik der vergangenen Jahre anschauen“, ärgert sich Forster noch immer über das „sture und starrköpfige Beharren an Positionen“. „Dass Bosch mit der Wasserstoff-Technologie nicht längst wichtige und entscheidende Schritte weiter ist und dass auch Homburg dafür die Zeche zahlen muss, ist einfach die Konsequenz daraus, dass sich die Verantwortlichen im Bund und vor allem auch in der EU mit Blick auf ihre Ziele bei der Förderung neuer Technologien fast sklavisch auf die Elektromobilität festgelegt haben.“ Dieses Denken in Verboten und Schubladen sei schlichtweg falsch gewesen – und sei es immer noch.

Und was dies am Ende bedeute, zeige sich leider nicht nur bei Bosch, verweist Forster auch auf den eingeleiteten oder angekündigten Stellenabbau beispielsweise bei Michelin und Schaeffler in Homburg, bei ZF in Saarbrücken und bei ungezählten größeren und kleineren Automobil-Zulieferfirmen bundes- oder europaweit.

Angesichts der Tatsache, dass sich erst vor knapp zwei Wochen, am 8. Mai, das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal jährte und dass in der Folge der Wiederaufbau in Deutschland begann, sagt der Homburger OB mit klaren Worten: „Wenn die Verantwortlichen in der damaligen Zeit nur in Verboten und vorgegebenen ideologischen Schranken gedacht hätten, so wie dies heute an zu vielen Stellen der Fall ist, dann wäre es mit Wohlstand und Wachstum in Deutschland nie etwas geworden.“

Die Forderung, die sich für das Homburger Stadtoberhaupt daraus ableitet: Politik müsse sich stärker als bisher an den Belangen der Wirtschaft und der Industrie orientieren.

Im Besonderen bezieht Forster seine nicht zum ersten Mal formulierte Forderung auf den Mittelstand. „Gerade hier schlägt das Herz unserer Wirtschaft. Den Mittelstand gilt es, vorm Kollaps zu bewahren“, sagt der OB. Was er meint? „Die grundsätzlichen Rahmenbedingungen müssen stimmen, Anreize für Investitionen und Einstellungen am Standort Deutschland sind unabdingbar!“

Energiekosten hat Forster dabei im Auge, den Bürokratieabbau, Hemmnisse bei der Firmengründung und vieles andere mehr. „Ich denke, die Politik hat da ein ganzes Pflichtenheft abzuarbeiten.“ Nicht zuletzt gelte es, in den Prozessen auch den Kommunen mehr Spielraum zu geben, damit auch diese schneller und leichter bessere Rahmenbedingungen für die innovativen Unternehmen des Mittelstandes generieren könnten. Forsters Credo: „Wir müssen mit deutlicher Stimme für den Wirtschaftsstandort Deutschland eintreten!“

Ganz explizit gelte dies mit größter Priorität für die Automobilindustrie in unserem Land und alles, was damit zu tun habe. In Homburg umso mehr. „Die Industrie in unserer Stadt ist extrem abhängig vom Automobil“, unterstreicht der OB. Und wann immer es bundesweit in diesem Sektor große Probleme gebe, würden diese mit unverminderter Wucht auf Homburg durchschlagen. „Das spüren wir alle dann ganz unmittelbar“, sagt Forster.

In diesem Zusammenhang verweist der Verwaltungschef auch darauf, dass die Stadt Homburg sich zwischenzeitlich offiziell der Initiative „Bürgermeister für einen starken Automobilstandort Deutschland“ angeschlossen habe. Diese vom Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt als Zusammenschluss wichtiger deutscher Automobilstädte ins Leben gerufene Initiative richtet sich mit einem klaren Forderungspapier an die Europäische Kommission und setzt sich für die Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland ein. Ihr Fokus liegt auf der Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilwirtschaft sowie auf dem Erhalt von Hunderttausenden Arbeitsplätzen, die direkt von dieser Schlüsselindustrie abhängen.

„Ich freue mich sehr, dass wir Teil dieser wichtigen Initiative sind“, sagt Forster. „Die Automobilindustrie steht – und dafür ist Bosch leider ganz sicherlich nicht das letzte Beispiel - vor großen Herausforderungen. Gerade in dieser Zeit ist es entscheidend, dass wir uns als Städte mit einer starken Automobilindustrie zusammenschließen. Durch die Initiative können wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, die nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit unserer Standorte sichern, sondern auch ein klares Zeichen für notwendige Veränderungen setzen.“

Homburg sei mit Unternehmen wie Bosch, Michelin und Schaeffler einer der wichtigsten Automobilzuliefererstandorte im Saarland und direkt – „dafür stehen die Hiobsbotschaften der zurückliegenden Wochen und Monate“ - von den aktuellen Veränderungen in der Branche betroffen.

Die Initiative fordert mit einem Sieben-Punkte-Plan unter anderem ein klares Bekenntnis zur Automobil- und Zuliefererindustrie als Schlüsselbranche für Arbeit und Wohlstand sowie faire Wettbewerbsbedingungen in Europa, um Investitionen zu sichern. Zudem plädiert sie wie Forster auch für Technologieoffenheit statt eines pauschalen Verbrennerverbots und betont die Notwendigkeit gezielter Innovationsförderung – insbesondere in den Bereichen Wasserstoffantriebe und Batterietechnologien. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie der Schutz von Kommunen und Bürgern im Transformationsprozess sind zentrale Anliegen.

Für Forster macht das Engagement in der Initiative größten Sinn: „Allein kann man nur bedingt etwas bewirken. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich betroffene Städte zusammenschließen, um gemeinsam größere Schritte zu gehen und auf politischer Ebene Veränderungen voranzutreiben“, betont der Oberbürgermeister. Die jüngst bekannt gewordenen und neuerlich bestätigten Pläne bei Bosch und Schaeffler seien da nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges.

 

  Veröffentlicht am: 20.05.2025 | Drucken